FILMSAMSTAG

Filmsamstag am 25. Februar 2006

Babylon-Mitte, Studiokino, 18h


Nachmittag mit und ohne Sonne
von Theo Thiesmeier D 2006 DV 8min

Andy Warhol
von Marie Menken USA 1965 16mm 18min

Filmtagebuch 1975 - 1985
von Renate Sami D 2005 Super8/DV 36min

Electric Edwardians.
The Films of Mitchell & Kenyon

GB 1901-1906 DVD 6min

"Ein langer Tag im Leben des Pop-Art-Künstlers Andy Warhol gekürzt auf wenige Minuten: ein Doku-
ment" – so beschrieb Marie Menken ihren 1964 gedrehten Film. "Andy Warhol bei der Arbeit: Brillokisten und Blumenbilder, und der Film wirkt mit seinem groben Korn wie ein Siebdruck". Ute Aurand

Marie Menken war Malerin. In einem Interview sagte sie:" Es gibt kein Warum für mein Filmemachen – ich mochte einfach das Zwitschern der Maschine, und weil es eine Erweiterung der Malerei für mich war, versuchte ich es – und liebte es. Beim Malen missfiel mir das Statische, immer suchte ich etwas, das sich durch eine Lichtquelle oder einen Standpunkt verändern würde, und so war es ganz natürlich für mich, die Kamera zu nehmen. Beim Filmemachen ist jedes Bild ein Bild, und was für eine Freude ist das! Und: es bewegt sich, während das Gemälde da ist, stillsteht, für alle Zeit."

Ein Dokument ist auch das "Filmtagebuch 1975 - 1985" von Renate Sami.
Es sind Super8 Filme, aufgenommen im Laufe von 10 Jahren, in denen Berlin die Hauptrolle spielt, das Berlin der Mauerzeit mit dem Trödelmarkt am Potsdamer Platz, dem Checkpoint Invalidenstraße, dem stillgelegten S-Bahnhof Staaken, mit Hausbesetzern, Passanten, Freunden, Schauspielern, Künstlern
und Künstlerinnen. Darin enthalten sind auch drei Porträts: Veronika (Wild), Antje (Krüger) und Esther (Colton), einige Innenansichten: Ateliers, Wohnungen, Fabriketagen, Dreharbeiten in einem Café und eine Reise nach Turin mit Petra Seeger mit Auszügen aus einem Porträt des Schriftstellers Cesare Pavese von Natalia Ginzburg.

"Nachmittag mit und ohne Sonne" von Theo Thiesmeier ist ein Film über eine Wandmalerei von Sabine Funke mit Musik von Thomas Taxus Beck.

Bei allen drei Filmen stehen das Bild und die Bildmontage im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die Ton-
ebene dagegen wird sehr unterschiedlich angegangen. Marie Menkens Film ist ganz ohne Ton; Renate Sami setzt mit mal längeren, mal kürzeren Musikstücken einige wenige Akzente, und Theo Thiesmeier betont mit einer eigens für den Film komponierten Musik die durchgehende Gleichwertigkeit beider Ebenen, die des Bildes und die des Tons.

Zum Schluss drei Filme aus: Electric Edwardians. The Films of Mitchell & Kenyon, "localfilms for local people", gedreht für Schausteller zwischen 1901 und 1906. Ein überraschender Fund, restauriert und herausgegeben (als DVD) vom British Film Institute.