Danièle Huillet & Jean-Marie Straub:
Une Visite au Louvre (Ein Besuch im Louvre)
Frankreich/Deutschland 2004 - 47 Min. - OmU - Berliner Uraufführung
Paul Cézanne im Gespräch mit Joachim Gasquet
Frankreich/Deutschland 1989 - 63 Min.
"Ein Besuch im Louvre" verwendet, wie schon der erste Cézanne-Film von Huillet & Straub, Text- bzw. Dialogstellen aus Joachim Gasquets Buch "Was er mir gesagt hat" (erstmals erschienen 1921). Der junge Gasquet, Sohn eines Jugendfreundes von Cézanne, begegnete dem Maler 1896 und führte viele Gespräche mit ihm. ("Ein Junger", wie Cézanne dessen Vater schrieb, "der nicht darauf aus ist, einen gleich zu begraben.") 1912/13 verdichtete Gasquet diese Erinnerungen unter Zuhilfenahme von Briefstellen und anderen Materialien zu drei grossen Dialogen: 'Das Motiv', 'Der Louvre', 'Das Atelier'.
Huillet & Straubs genuin kinematographische Idee ist, den Film wie zum 'Gefäss' für Text und Gemälde zu machen ein Transponierungs- und Konzentrationsvorgang, der es in sich hat. Bei "Ein Besuch im Louvre", scheint mir, waren sie vor allem auch an dem von Gasquet festgehaltenen Rededuktus Cézannes interessiert: seinen Ausrufen und Anrufungen, seinen flammenden Aburteilungen und Lobreden. Durch die starken Emotionen, die in diesen, von Julie Koltaï gesprochenen Sätzen und Worten umgehen, ist es dann, als ob der Maler selbst unsichtbar im Raum und vor den angesprochenen Gemälden stünde. Wie so oft bei Huillet & Straub gibt es auch hier, aus der Kälte der Ablehnung und Zurückweisung heraus, eine Steigerung, die etwas Rauschhaftes, fast Ekstatisches hat sich wie in einen Sinnentaumel (der Farben!) begibt und sich zum richtigen Ausdruck befreit.
Mit einem Dank an Klaus Volkmer (Filmmuseum München)
Johannes Beringer
Am 7. August 2004 lädt der 'Filmsamstag' um 21.30 Uhr zu einer Freiluftvorführung in die Gärtnerei Hofgrün, Methfesselstrasse 10-12, am Kreuzberg ein.