FILMSAMSTAG

Filmsamstag am 17. April 2004

Filmkunsthaus Babylon, Studiokino, Rosa-Luxemburg-Str.30, Berlin


Super 8 Filme von Fiona Léus und Milena Gierke

Fiona Léus stammt aus England und lebt seit einigen Jahren in Mainz. Einige der Filme in dieser Auswahl hat sie in ihrer ursprünglichen Heimat gedreht. In Day at the Seaside und Christmas Full Moon High Tide lernen wir einen Ort an einer Meeresbucht aus verschiedenen filmischen Perspektiven kennen, zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten und mit Menschen, die sich ihnen anpassen. In Hanover Circle sehen wir eine Straße aus den Dreißigerjahren, in der einst identisch gebaute Doppelhäuser inzwischen ein individuelles Gesicht besitzen.

Fiona Léus unterstreicht ihr Interesse an Bewegung vor allem durch den Einsatz von Zeitraffer und Zeitlupe. „Wir verbringen einen Großteil unserer Zeit damit wie ferngesteuert zu leben“, sagt Léus. Ihre Filme sind der Versuch, unsere eingefahrenen Sichtweisen mit filmtechnischen Mitteln aufzubrechen. Sie lädt uns ein, „uns innerlich zurückzulehnen und die Menschen mit frischem, vergnügtem Blick zu betrach-
ten.“

Für There Is No Beginning and No End hat Fiona Léus 1998 drei Tage einem „Orgien Mysterien Theater“ des Künstlers Hermann Nitsch im österreichischen Prinzendorf beigewohnt. Dieser Film hat beim Film-
samstag Premiere. Als eine der wenigen erhielt Léus für dieses Ereignis eine Filmerlaubnis. Sie kennt Nitsch‘ Arbeit sehr gut. Sie war Studentin in seiner Malklasse und hat das “Orgien Mysterien Theater Lesebuch“ ins Englische übersetzt. Mit einem vertrauten Blick auf das Ganze, der trotzdem beobachtend und distanziert bleibt, erzeugt sie eine eigene filmische Komposition des Ereignisses. „ I believe that I have worked with the eye of a painter here. The images are reminiscent of so much seen in the history of painting. The colours and the sensuality of the images are very important.“ So sieht man in kalkulier-
ter Abfolge Trauben, Blumen, tierische Eingeweide, Glocken, Menschen, die beobachten und Menschen, die an der Inszenierung teilnehmen und mit christlichen Motiven, mit Blut und geschlachteten Tieren agieren.

Fiona Léus und ich haben Anfang der Neunzigerjahre an der Städelschule in Frankfurt am Main bei Peter Kubelka experimentellen Film studiert. Während einer Studienreise in China hat sich Fiona Léus unter anderem in Faces in China auf Einzelsituationen konzentriert, während ich selbst in China – Super 8 Reisetagebuch ein skizzenhaftes, visuelles Tagebuch führte. Wir sind beide in anderen künstlerischen Medien wie Malerei und Installationen tätig, spezialisieren uns auf die Methode des Kameraschnitts und filmen zumeist ohne Ton. Uns interessieren die Natur und der Mensch in seinen „äußeren“ und „inneren“ Bewegungen.
Wir arbeiten mit den gleichen technischen Grundvoraussetzungen und ähnlichen Interessen, und gehen dabei dennoch jede andere Wege.

Alle Filme sind in der Kamera geschnitten und ohne Ton.

Day at the seaside Fiona Léus D/GB 1987 13min S-8
Love Film Fiona Léus D 1997 6min S-8
Painting Act Fiona Léus D 1988 3min S-8
Faces in China Fiona Léus D 1990 3min S-8 s/w
Hannover Circle Fiona Léus D/GB 2003 3min S-8
Bowling Fiona Léus D/GB 1992 6min S-8
Christmas Full Moon High Tide Fiona Léus D/GB 1996 3min S-8
Pinching Fiona Léus D 1990 1min S-8
There Is No Beginning And No End Fiona Léus D 1998 15min S-8

China - Super 8 Reisetagebuch Milena Gierke D 1990 17min S-8 Farbe + s/w

vorgestellt von Milena Gierke