FILMSAMSTAG

Filmsamstag am 16. November 2002

Filmkunsthaus Babylon, Studiokino


Erste Filme, frühe Filme

Renate Sami, "Es stirbt allerdings ein jeder" (BRD 1975, Farbe, 51')

1975 hat Renate Sami ein paar Rollen Film geschenkt bekommen und damit – nach dem Tod von Holger Meins im Gefängnis – festgehalten, was einige seiner Freunde und Freundinnen über ihn zu sagen hatten. (Ulrike Edschmid, Gerd Conradt, Hartmut Bitomsky, Harun Farocki, Helke Sander, Günter Peter Straschek, Clara Schmidt.) Meine These zu dem Film ist, dass seine Kraft gerade in seiner Einfachheit liegt. Es gibt hier kein filmisches Drumherum und mediales Beiwerk, das die primäre kinematographi-
sche Materie verpackt oder unsichtbar macht.
Sondern: den präzisen Augenblick (der Befragung), die technische Apparatur, die die gewählten Zeit- und Raumausschnitte registriert, und einige Entscheidungen, wie dieses Technische ästhetisch zu nutzen sei. Jede weitere Art von 'künstlerischer Intervention' wäre hier zu viel gewesen.

In solcher Sichtbarmachung von Zeit und Raum wird auch der stark fragmentarische Charakter von Einstellungen (und jeder Filmarbeit) deutlich: die durch die Aufnahme privilegierten Wirklichkeits-
ausschnitte heben sich ab, tun sich hervor, während anderes wie im schwarzen Loch der Zeit oder der Geschichte verschwindet. Was bedeutet das ... welche Art von 'Erinnerungsträger' sind diese auf Film festgehaltenen und aneinandergefügten Fragmente?
"Jede Wahl beruht auf einem Opfer; und man zeichnet nicht gut, ohne zu wählen." (André Gide, "Journal", in der Übersetzung von Ludwig Hohl.)

Aus der frühen Zeit der westberliner Filmakademie dazu die Filme:
Oskar Langenfeld von Holger Meins (DFFB 1967, s/w, 12')
3000 Häuser von Hartmut Bitomsky (DFFB 1967, s/w, 18')
Zusätzlich:
Hurra für Frau E. von Günter Peter Straschek (DFFB 1967, s/w, 7')

Johannes Beringer